Im Feuer der Angst
von laura janßen
Es war 07:00 Uhr morgens als Sandras
Wecker klingelte. Sie tastete im Dunkeln nach dem Ausschalter und sagte
mürrisch: „Och, nee. Jetzt schon aufstehen?“ Mit ein wenig Überwindungskraft
schaffte sie es dennoch aus dem Bett und tapste mit schnellen Schritten ins
Bad. „Man, vor gerade mal 3 Stunden bin ich erst nach Hause gekommen und jetzt
schon wieder arbeiten? Manchmal hasse ich meinen Job!“ Murmelte sie vor sich
hin.
Gerade mal gefrühstückt und schon stand
Christian vor der Tür. „Na,
alles fit ? Kann´s losgehen?“
Fragte er munter. „Hallo, Chris! Einen Moment, darf ich noch schnell meinen
Kaffee austrinken? Du kannst ja auch einen haben.“ Sandra seufzte. „Hui, bist
wohl noch müde was? Ja, dann gib´ mir auch noch einen!“ Christian trat ein und
Sandra schloss die Tür.
Sie setzten sich an den Küchentisch und
Sandra schenkte Chris eine Tasse Kaffee ein. „Müssen uns aber beeilen, Ingo
ist bestimmt auch schon in der Kanzlei.“ Er musste lachen, weil Sandra jetzt
noch genervter schaute. „Was lachst du so blöd? Ich bin noch total müde!“
Sagte sie. „Du kannst ja gleich im Auto schlafen!“ Er grinste frech. „Sehr
witzig, die 5 Minuten? Ha,
ha!“ Sandra stand auf und zog
ihre Jacke an. „Jetzt komm´ schon Chris, du willst doch, das wir pünktlich
sind!“ Meinte sie ironisch und drückte ihm seinen Mantel in die Hand. Dann
mussten beide doch irgendwie lachen und gingen zum Auto.
In der Kanzlei angekommen, stellten sie
fest, dass Ingo doch noch nicht hier war. „Na
super!“ Ärgerte Sandra sich. “Besser
als zu spät! Los, wir gehen schon mal rein, Ach, schaust du noch in den
Briefkasten, dann brauch Gaby das nicht mehr machen.“ Christian schloss die
Tür auf und ging die Treppe hoch. Sandra öffnete den Briefkasten und nahm die
Post heraus. Dann folgte sie Christian.
Im Ermittlerbüro legte Christian sich erst
mal faul auf das Sofa. Sandra blätterte in dem Haufen der Post und bemerkte,
dass einer der Briefe an sie war. Skeptisch legte sie ihn auf den Schreibtisch
und brachte die übrigen in Ingos Büro. Chris schaute neugierig und fragte:
„Von wem ist denn das?“ „Ich kuck ja schon!“ Sie öffnete den Umschlag und zog
einen Zettel heraus. Als sie ihn aufklappte, lief ihr ein Schauer über den
Rücken. Der Zettel war mit Blut verschmiert und dort stand in gedruckten
Buchstaben: Dieses Blut, es zeigt den Tod. Bald wirst auch du so bluten. Deine
Tage werden kürzer, dein Leben wird enden! Bald wirst du sterben müssen!
„Oh mein Gott, was hat das zu bedeuten?“
Sie schaute beunruhigt zu Chris herüber und hielt ihm den Zettel entgegen.
Beim Lesen wurde ihm ganz unwohl. „Wir rufen sofort Ingo an! Mach´ dir keine
Sorgen, wir passen jetzt wohl besser gut auf dich auf, was?“ Sandra wurde
kreidebleich. Christian nahm sie aufmunternd in den Arm, um sie zu trösten.
„Meinst du, das ist was ernstes?“ Fragte sie. Eigentlich dachte sich Christian
schon, dass es ernst gemeint war, aber um sie nicht noch mehr zu beunruhigen,
sagte er: „Mache dir erst mal nicht so viele Gedanken, wer weiß, vielleicht
nur ein blöder Streich.“ „Wer weiß...!“ Antwortete sie in Gedanken versunken.
Christian wollte gerade zum Telefon
greifen, da hörten sie, wie die Tür aufging und Ingo herein kam.
„Guten Morgen! Ihr seit ja schon da!
Entschuldigt das ich etwas später komme, aber der Staatsanwalt hat mich
aufgehalten. Gibt’s was Neues?“ Rief Ingo. „Allerdings.“ Sandra schaute zu
Christian. Er fuhr fort: „Sandra hat einen ziemlich heftigen Drohbrief
erhalten. Hier schau mal!“ Er gab den Zettel Ingo. „Vielleicht sind ja noch
Fingerabdrücke drauf.“ Fügte er hinzu. Beim Lesen verdunkelte sich Ingos
Miene. Mit ernster Stimme wandte er sich an Sandra: „Das klingt ja gar nicht
gut. Hast du vielleicht eine Idee, wer das sein könnte?“ Sandra: „Nein,
überhaupt nicht. Woher auch? Es haben uns ja viele bei Verhandlungen und
Festnahmen Rache geschworen. Da gibt es also viele Verdächtige.“ „Hm, aber
nicht alle sind schon wieder auf freiem Fuß. Ich werde gleich mal Gaby sagen,
dass sie recherchieren soll, welche Personen in Frage kommen. Wir dürfen dich
nicht mehr alleine lassen. Ansonsten müssen wir abwarten, ob mehr von diesen
Briefen kommen.“ Schlug Ingo vor. „Willst du trotzdem weiterarbeiten?“ „Ja,
auf jeden Fall. Aber wir dürfen nicht getrennt arbeiten. Ich will nicht
alleine bleiben, okay?“ „Na klar!“ Christian stimmte verständnisvoll zu.
Der Tag verlief wie immer ab. Sandra und
Christian hatten ihre Arbeit für den heutigen Tag beendet. Zur Sicherheit
installierte Chris eine Kamera in Sandras Hausflur. Er würde die ganze Nacht
vor ihrem Haus auf sie aufpassen. Sandra fühlte sich trotzdem nicht wohl. Am
Abend saß sie im Wohnzimmer und schaute Fernsehen, um auf andere Gedanken zu
kommen. Doch das gelang ihr nicht. Ständig hörte sie unheimliche Geräusche
oder hatte das Gefühl, dass jeden Moment ein Fremder ins Haus kommen würde. Um
22:43 Uhr hielt sie es nicht mehr aus. Sie griff zum Telefon und rief
Christian an.
„Hallo
Christian!“ „Hi Sandra. Ist
alles okay?” „Nein, ich halt´s einfach nicht mehr aus. Andauernd höre ich
Geräusche oder fühl mich beobachtet. Kannst du nicht rein kommen?“ „Ja klar,
ähm gib mir 5 Minuten, ich nehme die Geräte mit und schließ noch schnell das
Auto ab.“ „Okay. Bis gleich!“
„Ciau!“
Den ganzen
Abend saßen die beiden im Wohnzimmer und schwiegen sich an. „Willst du nicht
langsam schlafen? Du bist doch bestimmt erschöpft.“ Fragte Christian
schließlich. „Du hast Recht. Möchtest du hier bleiben? Ist doch viel
gemütlicher.“ „Gute Idee. Dann mal gute Nacht.“ „Danke, bis morgen.“
Am Morgen
stand Sandra auf und schaute nach Christian. Was sah sie da? Er hatte sogar
schon Frühstück gemacht. Mit einem bescheidenen Lächeln kam sie in die Küche. „Hey
Chris! Wow! Das
wäre doch nicht nötig gewesen.” Chris sagte: „Hat zwar etwas gedauert bis ich
hier alles gefunden hatte, Frauen und Ordnung, aber ich wollte dich mal auf
andere Gedanken bringen.“ „Frauen und Ordnung? Ja, ja, dass kriegen wir meist
besser hin, als ihr Männer, du!“ „Wenn du meinst.“ Er begann zu lachen.
Nach einem
ausgiebigen Frühstück fuhren sie zur Kanzlei. Ingo hatte auch schon
Neuigkeiten: „Gestern hat mir Frau von Polsdorf eine Liste ausgedruckt, mit
allen im Moment freigelassenen, verdächtigen Personen. Hier schaut mal, dass
sind bloß 4.“ „Also, an diesen hier, kann ich mich noch gut erinnern. Der hat
doch damals seine Frau umgebracht, weil sie herausgefunden hat, dass er in
illegale Geschäfte verwickelt war. Der hat uns allen ganz schön gedroht
damals.“ Chris schaute die Liste durch. „Oder diese hier, Lenkens. Die wollte
ihren Mann umbringen, weil er was mit einer anderen hatte. Danach wollte sie
Selbstmord begehen
oder so. Keine Ahnung.“ „Aber
die war in einer Psychiatrie und hat jetzt auch ein neues Leben angefangen.“
Meinte Ingo. „Und diesen Mann den du meintest, Christian. Der hat sogar einen
neuen Job. Aber das heißt natürlich nichts. Am besten ihr überprüft alle 4.“
„Okay Chef,
machen wir.“ Riefen die zwei beim Herausgehen.
So vergangen
zwei ruhige Tage. Die 4 Verdächtigen waren eigentlich alle überprüft. Aber bei
zweien waren sie sich noch nicht ganz sicher. Die Laborprobe des Drohbriefes
war erfolglos. Der Schreiber hatte wie schon vermutet, Handschuhe getragen.
Am Dienstag
war Sandra allein in ihrer Wohnung. Da klingelte das Telefon. Als sie abnahm,
kam ihr das Grauen. Erst wurden Schreie hörbar und dann mit verzerrter Stimme
sagte jemand immer wieder: „Ich kriege dich! Ich kriege dich!“ Sandra zitterte
und wollte antworten, aber der Unbekannte hatte bereits aufgelegt. Sie fühlte
sich von Minute zu Minute schrecklicher und allein gelassen. Mit hastigem
Entschluss wählte sie Ingos Nummer. „Geh doch ran, na los!“ Redete sie
aufgeregt. „Lenßen hier.“ „Hallo Ingo, hier ist Sandra. Du, bei mir hat gerade
jemand angerufen und mit verzerrter Stimme immer gesagt: Ich kriege dich,
ich kriege dich. Ich muss hier einfach weg Ingo.“ An ihrer Verzweiflung
verstand Ingo sofort und redete behutsam auf sie ein. „Alles klar. Ich hole
dich sofort ab. Bleib ruhig und mach dich nicht verrückt.“
Ingo nahm
seinen Mantel, sagte Gaby Bescheid und fuhr los. Unterwegs informierte er
Christian von dem Geschehen.
Als es bei
Sandra an der Tür klingelte, zuckte sie erschrocken zusammen. Dann ging sie
langsam zur Tür und fragte vorsichtig: „Ingo? Bist du das?“ „Ja, ich bin es.
Keine Angst.“ Sandra atmete einmal tief durch und drehte dann den Schlüssel
um. Es war wirklich Ingo. Erleichtert blickte sie ihn an. „Endlich bist du da.
Du glaubst gar nicht, was für eine Angst in mir steckt. Das alles, das macht
mich noch verrückt.“ Ingo schlug vor, dass Sandra fürs erste ins Hotel ziehen
sollte. „Soll ich dich ins Hotel bringen?“ „Ich weiß nicht, da bin ich ja auch
so allein.“ Sandra war dieser Gedanke auch nicht ganz geheuer. „Na ja, dann
hätte ich da noch eine Idee. Pack doch erst mal eine Tasche zusammen, mit
allem, was du brauchst und dann fahren wir zur Kanzlei. Wir werden schon eine
Lösung finden.“ Schmunzelte Ingo. „Ja schön, mache ich. Hier möchte ich auf
jeden Fall nicht bleiben, Wenn dieser Kerl sogar schon meine Telefonnummer
hat, dann bestimmt auch meine Adresse.“ Sandra lief in ihr Schlafzimmer um ein
paar Sachen zu packen. Sie drückte den Lichtschalter und ging zum
Kleiderschrank. Nach dem Packen nahm sie ihre Tasche und wollte das Licht
ausmachen, da merkte sie, dass auf ihrem Bett ein Zettel lag. Mit wundernden
Blicken trat sie näher und hob ihn auf. Auf dem Zettel sah sie einen großen
Totenkopf. Daneben war eine Innschrift mit Blutverschmierten Buchstaben: Grauen,
Angst und Leiden. Nie mehr glücklich, nie mehr froh, ich wünsch´ mir
deinen Tod, so, so! Sandra hielt den Atem an. Ihr wurde ganz schwindelig.
„Oh nein!“ Ingo kam ins Zimmer gerannt. „Sandra! Was ist los?“ Sie zeigte ihm
den Zettel. „Ingo? Das wird alles zu viel!“ Sagte sie mit einem verzweifelten
Gesichtsausdruck. Er bemerkte, wie schlecht es ihr jetzt ging. „Komm´, wir
bringen dich erst mal hier raus und dann rufen wir die Polizei. So kann das ja
nicht weitergehen. Da bekommst du ja noch einen Nervenzusammenbruch!“
Ingo stützte
sie und trug ihre Tasche. Zügig gingen sie aus dem Haus. Vorsichtig half Ingo
ihr ins Auto.
Auf dem Wege
rief er Christian, der bereits in der Kanzlei wartete an.
5 Minuten
später waren sie im Büro und Sandra legte sich aufs Sofa. Chris kümmerte sich
um sie und fragte besorgt: „Wie geht’s dir denn? Was ist denn genau passiert?“
„Erst klingelte das Telefon. Da war halt dieser Unbekannte dran, mit der
verzerrten Stimme und hat mir Angst gemacht. Dann als Ingo da war und ich
meine Sachen packen wollte, hab ich einen Zettel auf meinem Bett gefunden.
Hier les´ doch selber!“ Sie gab ihm den Zettel.
Ein paar
Minuten später kam Ingo in das Ermittlerbüro und erzählte, dass er die Polizei
verständigt habe. Sandra fasste sich an die Stirn. „Ich kann nicht mehr! Noch
so was und ich breche zusammen. Ich meine, wir haben schon viel erlebt, aber
wenn man davon selber betroffen ist.“ Chris schaute zu Ingo. „Wenn du
möchtest, kannst du bei mir übernachten. Darauf kommt der Typ bestimmt nicht.
Außerdem ist Tequilla ja auch bei mir. Der passt dann auch auf dich auf.“
Chris machte ihr Mut. Über ihr Gesicht kam ein kleines Lächeln. „Echt? Ist das
denn wirklich okay für dich?“ Fragte sie noch einmal, sie wollte niemandem zur
Last fallen. „Hallo? Na, klar ist das in Ordnung! Wenn wir den Typen erst mal
haben, ich sage dir, den mache ich fertig!“ Christian schlug mit seiner linken
Faust in seine rechte Hand. „Christian?“ Ingo ermahnte ihn. „Ich bitte dich
Ingo! Den werde ich mir höchstpersönlich vorknöpfen und zwar nicht mit
Samthandschuhen, das ist doch wohl klar! So geht keiner mit meiner Kollegin
um!“ Christian verteidigte seine Meinung. „Natürlich nicht. Aber das muss doch
jetzt nicht sein.“ „Ich wollte ihr doch nur Mut machen. Ich werde den schon
schnappen, wenn die Polizei nicht schneller ist.“ Er grinste. Sandra ging
dazwischen: „Bitte kein Streit. Nach meiner Meinung hat Chris doch Recht. Aber
dafür müssen wir erst mal den Typen kriegen.“ Ihr Lächeln ging wieder in eine
finstere Miene über. Ein Blick auf die Uhr und Ingo sagte: „Es ist jetzt schon
00:23 Uhr. Ich finde, ihr solltet jetzt besser mal Kräfte tanken. Also nimmst
du Sandra jetzt mit zu dir nach Hause, ja?“ „Ja, mache ich. Dann wollen wir
mal, hm?“ Er hielt Sandra seine Hand entgegen. Ingo begleitete sie zum Auto,
schloss die Kanzlei ab und fuhr auch nach Hause.
In Christians
Wohnung kam ihnen Tequilla bellend entgegen. Eifrig begrüßte Chris seinen
Kumpel. „Na du? Schau mal, dass ist Sandra. Die kennst du doch noch, nicht?
Hör mal, wir zwei müssen ganz gut auf sie aufpassen, okay?“ Er versuchte
motivierend zu klingen. Sandra streichelte Tequilla und lächelte ein wenig.
„Ich würde sagen, du gehst dann mal schlafen. Du kannst in meinem Bett
schlafen, ich mach`s mir auf der Couch gemütlich. Wenn du willst, dann schläft
Tequilla bei dir.“ „Ach
Chris, ihr seit so lieb zu mir. Ich kann doch auch auf der Couch schlafen,
will mich doch nicht so ausbreiten hier!“ „Nee, nee. Du brauchst jetzt viel
mehr Schlaf als ich. Außerdem habe ich es dir ja angeboten, nicht du mir.“ „Ja
okay. Dann werde ich jetzt schlafen gehen, ja? Bleibst du noch auf?“ „Nicht
mehr lange, aber noch ein bisschen. Schlaf schön und erhol´ dich etwas.“
Sandra umarmte ihn dankbar. „Gute Nacht Chris, gute Nacht Tequilla!“
Der
nächste Tag lief entspannend ab. Sandra hatte von Ingo frei bekommen und
Christian den Auftrag 24 Stunden auf Sandra aufzupassen.
Gegen
13:00 Uhr liefen die beiden mit Christians Hund durch den Park. Der Winter
legte sich allmählich aber es war kalt. Für eine kurze Zeit vergas Sandra ihre
Angst und genoss den freien Tag. Sie unterhielten sich, spielten mit Tequilla
und lachten viel.
„Hast du
Hunger?“ Fragte Chris. „Joah, so langsam...“ Stellte sie fest. „Wollen wir da
hinten in dem Restaurant was Essen gehen? Worauf hast du Hunger?“ „Was nicht
all zu großes, vielleicht? Und du?“ „Wie wär`s mit Pizza? Ich lad´ dich ein.“
„Nein, ich lad´ dich ein. Du hast schon genug getan. Jetzt bin ich mal dran.
Also, Pizza, ja?“ „Ist okay.“ Sie liefen zu dem Restaurant und setzten sich
rein. Christian durfte auch den Hund mit hinein nehmen.
Nach dem Essen schlug Christian
vor, in der Kanzlei nach Neuigkeiten zu fragen.
Gaby teilte ihnen mit, dass Ingo
in einer Verhandlung wäre, sie aber trotzdem ein paar Neuigkeiten für sie
hätte. Gespannt schauten Sandra und Chris zu Gaby. „Wir haben herausgefunden,
dass Frank Baumann einen guten Grund hat, solche Morddrohungen zu schreiben.
Er war einmal der Mandant von Ingo und da hat er den Prozess verloren, er
wurde wegen schwerer Körperverletzung zu 4 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Da hat er gesagt, wenn die Ermittler nicht bessere Arbeit geleistet hätten,
wäre er nicht ins Gefängnis gekommen. Dann gibt es aber noch die Psychopatin
Anna-Lena Hassler, sie wurde verurteilt wegen Selbstjustiz an dem Mörder ihres
Vaters, zu 3 Jahren und 10 Monaten. Unter anderem wegen Sandras Zeugenaussage.
Damals hat sie auch geschworen, dass sie sich eines Tages an allen Zeugen
rächen will. Der Mann wird zur Zeit überprüft, aber diese Hassler ist
unauffindbar.“
„Na das sind ja nicht gerade die
besten Neuigkeiten. Wir fahren dann mal. Tschüss Gaby!“ Christian und Sandra
verließen die Kanzlei.
Um 20:09 Uhr stiegen sie aus und
liefen zu Christians Wohnung. Er schloss auf und ließ Tequilla schon einmal
herein. Dann holten Sandra und er noch eingekaufte Lebensmittel aus dem Auto.
„Geh´ ruhig schon rein, ich schließe noch schnell den Kofferraum ab.“ Rief
Chris Sandra zu. „Okay!“ Sie drehte sich um. Plötzlich hielt ihr jemand ein
chloroformgetränktes Tuch vors Gesicht, Sandra glitt zu Boden und ließ die
Tüte fallen. Christian bemerkte dies, doch da schlug der Unbekannte mit voller
Wucht eine Eisenstange auf seinen Kopf. Er wurde sofort bewusstlos. Tequilla
bellte laut, doch die Tür war bereits zu. Niemand war in der Nähe, um ihnen zu
helfen.
Es war dunkel und kalt als Sandra
erwachte. Ihr Kopf schmerzte wie verrückt, ihre Hände und Füße waren an einen
Stuhl gebunden und ihren Mund hatte man mit dickem Klebeband verschlossen.
Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien, doch das gelang nicht. Die Zeit
verging, aber niemand kam. Hoffnungslose Gedanken flogen durch ihren Kopf.
Wenn sie mich nicht finden? Werde ich dann umgebracht? Und was ist mit Chris?
Auf Ingos Nachhauseweg wollte er
noch einmal bei Christian durchrufen und fragen, ob es etwas Neues gibt. Aber
niemand ging ran. Er versuchte es auf seinem Handy, doch auch dort ging
niemand ran. „Komisch, Christian wird doch wohl nicht schon schlafen? Dann
fahre ich eben kurz mal vorbei. Liegt ja eh auf meinem Weg.“ Ingo wunderte
sich, vermutete aber nichts schlimmes.
Vor
seiner Wohnung, sah Ingo schon von weitem, dass dort jemand am Boden lag.
Besorgt parkte Ingo sein Auto am Straßenrand und rannte zu der Person. Mit
Entsetzen musste er feststellen, dass es sich um Christian handelte. Er kniete
sich neben ihn und versuchte ihn wach zu bekommen, dabei entdeckte er eine
dicke Kopfverletzung. „Christian! Aufwachen! Hallo?“
Langsam
rührte er sich. Auf ein Mal viel ihm wieder ein, was passiert war.
„Scheiße!“
Brüllte er laut. „Was ist passiert?“ Fragend schaute Ingo ihn an. „Als wir
hier angekommen waren...au mein Schädel.“ Er musste kurz unterbrechen. „Ähm,
also da habe ich ihr gesagt, sie solle schon reingehen und die Einkaufstüten
mitnehmen. Als ich das Auto abschließen wollte, hörte ich wie
etwas
runtergefallen war, ich drehte mich um, aber da habe ich einen dicken Schlag
auf den Kopf bekommen und dann war da nichts mehr. Verdammt, wo ist Sandra?
Das darf doch nicht wahr sein!“ Christian war wütend auf sich selbst. „Ich
hätte sie nicht aus den Augen verlieren dürfen, jetzt ist sie in den Fängen
von irgend so einem Mörder!“ „Ich rufe dir sofort einen Arzt und die Polizei
an, ja?“ „Ach Scheiß auf einen Arzt, wir müssen Sandra finden!“ Er lehnte ab.
„Aber das sieht gar nicht gut aus, dein Kopf. So schlimm es auch ist, du
kannst jetzt sowieso nichts tun. Versuch´ bitte ruhig zu bleiben.“ „Aber was
ist denn mit den Verdächtigen? Die müssen sofort aufgesucht werden. Wir müssen
sie finden Ingo. Wer weiß, was dieser kranke Typ mit ihr vor hat.“ Ingo nickte
bloß und wählte schon die Nummer der Polizei. Christian raffte sich auf, lief
zur Haustür und schaute nach Tequilla. „Wieso habe ich dich denn schon rein
gelassen? Vielleicht hättest du den Entführer ja verscheucht.“ Traurig
streichelte Christian das Fell seines Hundes. Ingo berichtete, dass die
Polizei den Baumann gerade erst vernommen hatten, also muss es die Hassler
gewesen sein. Sie ist nicht auffindbar.“ „Scheiß Polizei!“ Christian regte
sich auf. „Na Christian, ich bitte dich! Jetzt reg´ dich ab! Das bringt doch
auch nichts, sich und anderen Vorwürfe zu machen. Wir müssen einen klaren Kopf
behalten, nur so kommen wir weiter.“ Ingo versuchte Christians Wut unter
Kontrolle zu bekommen. „Komm´, wir fahren jetzt zu Katja in die Kanzlei. Die
fängt gleich ihre Schicht an.“
Katja wurde bereits informiert
von dem Geschehen und wartete auf die beiden. Mit einem enttäuschten Blick kam
Christian herein. Seine Wut war so groß, das er sich nur schwer zurück halten
konnte. Katja versuchte ihn zu trösten und nahm in mitfühlend in den Arm. „Und
ihr habt immer noch nichts Neues herausgefunden?“ Fragte er. „Nein, es tut mir
so leid. Ich mache mir auch Sorgen.“ Chris fiel eine Frage ein: „Hat diese
Hassler vielleicht Verwandte, Freunde oder so, die uns weiterhelfen könnten?“
Ingo musste ihm leider mitteilen, dass keiner weiß, wo sie sich aufhält. Chris
ließ sich auf das Sofa sinken. „Das gibt’s doch alles nicht!“ Flüsterte er.
Ingo schaute mit aussagenden
Blicken zu Katja.
Ein Tag später erhielt Ingo eine
unbekannte Mail. Er holte Christian und las sie laut vor: „Na
vermisst ihr etwas? Schau doch mal das Video im Anhang an. Viel Spaß!
“ Ingo klickte auf das Video. Ein Anblick des Grauens überfiel ihn. Es war
Sandra zusehen, die gefesselt auf einem Stuhl saß und sich in einem dunklem
Raum befand. Auf ihrem Schoss lag ein Schild mit der Aufschrift: Ihr werdet
mich nie wieder sehen! Dann wurde das Bild schwarz und es waren Hilferufe zu
hören. Christian wurde Aufmerksam: „Das war Sandras Stimme!“
Nachdenklich fragte sich Ingo:
„Warum wurden keine Forderungen gestellt?“ „Weil der/die uns Angst machen
will, uns verunsichern in jedem Schritt. Aber was sollen wir jetzt tun?“ Chris
tobte.
In Zwischen wurde Sandra von
einer maskierten Frau in einen Transporter gezerrt und dort eingesperrt. Sie
war nur noch an den Händen gefesselt, aber konnte trotzdem nicht entkommen.
Sandra schrie: „Hey! Was soll den das? Wir wissen sowieso wer Sie sind. Bald
werden die Sie finden. Was haben Sie denn davon, wenn ich sterbe?“ „Halt
deinen Mund! Niemand kann mich finden und dich auch nicht. Du kommst jetzt weg
von hier, dort wird dich niemand finden!“ Sandra wusste selbst nicht, ob sie
noch hoffen sollte. Vielleicht war es schon zu spät. Die Frau ging zur
Fahrerseite und setzte sich in den Transporter. Durch einen kleinen Schacht
konnte Sandra sehen, wie sie Tabletten schluckte und dann den Motor startete.
Ungefähr 1 Stunde später hielt
der Wagen an und die Hintertüren wurden geöffnet. „Komm raus!“ Mit einem
Messer in der Hand forderte die Täterin Sandra auf, langsam aus dem Wagen aus
zu steigen. „Ist ja gut, ich mache doch alles, was Sie sagen!“ Rief Sandra mit
bebender Stimme. Mit ruppigen Stoßen, schupste die scheinbar völlig
unkontrollierte Frau, Sandra vorwärts. Sie waren in einem großen Wald, es
dämmerte und Nebel umringte sie.
Tief im Wald vor einer kleinen
Hütte, die erst kaum zu erkennen war, da sie mit Moos bewachsen war und viele
Bäume diese umringten, hielten sie an. „Da kommst du jetzt rein! Na los,
schneller!“ Brüllte die Frau. Sandra befolgte all ihre Befehle.
In der Hütte war es dunkel und
kalt, sie hatte keine Fenster. Auf den Boden lag eine alte, zerfetzte Matratze
und an der Wand stand ein morscher Stuhl.
„Los, setz dich da unten hin!“
Sie stieß Sandra auf den Boden und fesselte ihre Beine zusammen. „Damit du
auch ja nicht auf dumme Gedanken kommst.“
Sandra versuchte plötzlich mit
ihrem rechten Fuß der Täterin gegen das Schienbein zu treten, doch diese wahr
schneller und nahm ein Messer. Damit schneite sie Sandra ins Bein. „Hast du
mich nicht richtig verstanden? Ich steche dir gleich die Augen aus, wenn du
dich nicht an meine Regeln hältst, hörst du!?“ Rief sie voller Rache.
Sandras Bein blutete stark. Sie
hatte große Schmerzen und fragte mit quälender Stimme: „Warum wollen Sie mich
umbringen? Was haben sie denn davon wenn ich sterbe?“ „Oh, du dummes Ding,
hättest du damals nicht so eine blöde Zeugenaussage gemacht, würde ich dich ja
auch gar nicht umbringen wollen. Aber schau mal dieses Foto an, das ist der
andere Zeuge!“ Sie zeigte Sandra ein Bild mit einem erhängten Mann.
Sandra kniff ihre Lippen vor
Schmerzen zusammen.
„Es wird aber noch besser, hier
habe ich eine Rauchbombe, ich werde sie hier an der Wand anbringen und den
Countdown starten. So wirst du langsam und qualvoll sterben, so leiden, wie
ich es musste. Deine Leute werden dich sowieso nicht finden. Good bye und
stirb schön!“ Die Frau brachte ein Gerät an der Wand an und drückte auf einen
Knopf. Eine Zahl mit der Aufschrift „24:00“ blinkte auf. „24 Stunden und du
bist tot!“ Flüsterte sie beim Verlassen der Hütte. Sie schloss die Tür ab und
ging dann.
Sandra weinte. Ihre Tränen
vermischten sich mit dem strömenden Blut, das an ihr herunter lief.
„Hilfe!“ Schrie Sandra immer
wieder. Doch niemand kam.
Zur selben Zeit saß Ingo in
seinem Büro und hatte ein Gespräch mit einem Mandanten. In dem Moment
klingelte das Telefon. Er entschuldigte sich und nahm ab. „23 Stunden und 55
Minuten, 23 Stunden und 55 Minuten. Bis dahin ist deine Ermittlerin schon
längst tot. Du wirst sie nicht finden, niemals und mich auch nicht!“ Es war
Anna-Lena Hassler. Ingo antwortete hastig: „Hallo? Halt, bleiben Sie dran!“
Doch da hatte sie schon aufgelegt. Er sprang sofort auf und sagte seinem
Mandanten, dass er den Termin sofort verschieben müsse, es ginge hier um Leben
und Tod.
Er rannte in das Ermittlerbüro
und alarmierte Christian. Mit besorgter Miene versuchte Chris, einen klaren
Kopf zu behalten. Er fasste einen Entschluss: „Ich fahre jetzt!“ „Was? Wohin?“
Fragte Ingo überrascht. „Sandra suchen! Wir müssen sie finden!“ Mit wütender
Stimme griff Chris zu seinem Mantel und huschte aus der Kanzlei. „Warte
Christian! Ich komme mit dir! Wir können uns aufteilen!“ Ingo lief ihm hinter
her. „Ich fahre nördlich der Stadt und suche außerhalb, du fährst südlich und
suchst nach Hinweisen oder sonstigem!“ Plante Chris und stieg auch schon ins
Auto ein. Mit einem rasenden Tempo fegte er die Straße entlang. Ingo fuhr
ebenfalls zügig in die andere Richtung.
Christian fuhr zu erst, zu der
Stelle, an der sie Sandra zu erst festgehalten hatte, vielleicht hat die
Polizei etwas übersehen, redete er sich selbst ein.
Angekommen sah Chris sich
gedankenversunkend um. Es waren nur ein paar Reifenspuren zu sehen, doch die
hörten nach 5 Metern auf. Der Regen und der Schnee hatten alles vernichtet.
„Mist!“ Chris lief zurück zum Auto. Für einen kurzen Augenblick hielt er inne
und dachte nach. „Wo bist du bloß, verdammt!“
Er schaute auf die Uhr, es war
13:50 Uhr. Also, noch ungefähr 21:20 Stunden hatten sie noch Zeit. Dann
startete er den Motor und fuhr die endlos scheinende Straße weiter.
Ingo bekam einen Anruf von der
Polizei. Anna-Lena Hassler hat sich umgebracht in ihrer Wohnung. Sie wurde vor
20 Minuten gefunden. Es war auch ein kurzer Brief dabei: „Die Zeugen
sind tot, der Mörder meines Vaters ist tot, mein Vater ist tot und ich bin
auch tot. Alle bis auf meinen Vater habe ich getötet. Ich bereue nichts. Da
das Leben keinen Sinn mehr für mich macht und ich erreicht habe, was ich
wollte, so will ich nicht weiterleben. Andere sollen nun leiden, leiden an dem
Tod eines geliebten Menschen.“
Ingo wurde blasser und
telefonierte mit Christian, um ihm diese Neuigkeit zu erzählen. Wieder sauer
und gereizt antwortete er: „Feige Sau! Erst andere töten und sich selber aus
dem Staub machen. Gibt es schon Neuigkeiten von Sandra? Hast du einen Plan?“
„Nein, es tut mir leid, es gibt keine Neuigkeiten! Wir haben nicht mehr viel
Zeit, Christian..!“ Ingo fürchtete sich.
Den ganzen Tag fuhren Christian
und Ingo umher und suchten nach Sandra. Es schien so aussichtslos, es gab
keine Hinweise oder Spuren.
Christian wurde unruhiger und
nervös als er auf die Uhr schaute, noch 7 Stunden und gerade mal 16 Minuten,
dann würde Sandra sterben müssen. „Wir müssen sie einfach finden, ich lasse
nicht zu das Sandra stirbt!“ Murmelte Christian vor sich hin.
In der selben Zeit bei Sandra:
Sie wurde immer schwächer, es war
schon sehr verraucht in der kleinen Hütte. Keuchend und immer noch mit
Schmerzen an ihrem Bein schrie sie so laut sie konnte, immer wieder nach
Hilfe. Aber es kam niemand, keiner fand sie. Verloren bin ich, dachte sie.
Immer wieder musste sie husten und der Rauch sammelte sich im Raum. Ab und zu
wurde ihr schwarz vor Augen. Mit letzten Kräften versuchte sie, wach zu
bleiben. Ihre Hoffnungen gingen unter.
Chris
fuhr so schnell er konnte. Immer wieder überlegte er, wo sie nur sein könnte.
Er bog in einen schmalen, langen Weg ab. Wo sollte er nur suchen? Planlos
stieg er vor dem Wald am Stadtrand aus und lief hinein. Schweißtropfen perlten
von seiner Stirn. Er rannte durch die Dunkelheit, bis er wieder auf einen Weg
kam. „Sandra?
Sandra? Hallo?”
Rief er suchend. Plötzlich entdeckte er eine Reifenspur. Bei genauerem
Schauen, bemerkte er, dass es sich tatsächlich um den Transporter der Hassler
handeln könnte. Doch sie endeten nach ein paar Schritten. Chris folgte der
Richtung, in die der Transporter gefahren sein musste.
Er rannte und rannte, blieb
manchmal stehen und schaute sich um, dann rannte er weiter. Es vergingen zwei
Stunden und mehr. Sein Herz klopfte aufgeregt. Außer Atem hielt er an. Dann
griff er zum Handy und rief Ingo an. Er erzählte ihm von der kleinen Spur, der
er gefolgt sei. Ingo sollte die Polizei anrufen, sie sollen herkommen und
mitsuchen. Gesagt, getan.
Ein hektischer Blick auf die
Uhr, ließ ihn erschrecken. Nur noch 4 Stunden und 29 Minuten ist Zeit sie zu
finden!
Chris lief weiter. Aber nach 5
Minuten war der Weg zu Ende und führte wieder in den Wald. Für einen Moment
schloss er die Augen und atmete tief durch. Gerade wollte er weitergehen, da
sah er Fußspuren die ebenfalls in den Wald führten. Das könnten Sandras sein,
schoss ihm durch den Kopf. Ein Funke von Hoffnung sprang in ihm auf und er
setzte die Suche fort.
Nach mindestens 3 Kilometern
durch dickes Geäst fing es an zu schneien. Es war jetzt 09:00 Uhr, in ungefähr
2 Stunden würde Sandra tot sein.
Irgendwas
ging in ihm vor, er fühlte etwas, aber konnte es nicht zuordnen. Da war doch
etwas, irgendwas ungewöhnliches. Nachdenklich lief er langsam voran. Es roch
doch komisch hier, nach Rauch oder Feuer. Was war das? Christian wurde wieder
aufmerksam. Dieser Rauch kam von weiter nördlich. Aufgeregt rannte er dem
Geruch nach. „Sandra?
Sandra? Wo
bist du? Sandra?“
Chris
lief weiter und weiter. Mehrmals stolperte er über Wurzeln, Stämme und Äste,
aber nichts konnte ihn mehr aufhalten, er hatte es im Gefühl, dass er Sandra
finden würde. Langsam schien der Rauch stärker zu werden, es konnte also nicht
mehr weit sein.
Kaum
6 Minuten später fand er einen schwarzen fetzen Kleidung mit eingetrocknetem
Blut, der auf dem Boden lag. Chris stoppte, hob ihn langsam auf und
befürchtete zu erst das schlimmste. War das etwa
Sandras
Blut? Chris wollte den Gedanken gerade verdrängen, da sah er aus kleiner
Entfernung eine alte Hütte aus der Rauch kam. Ohne zu zögern
ging
er auf sie zu. „Sandra? Bist du da drin? Ich werde dich da rausholen!“ Schrie
Christian so laut er konnte. Er versuchte die Tür zu öffnen, doch das Schloss
war sehr verrostet und ließ sich selbst mit einem Dietrich nicht öffnen. Also
trat Chris ein paar Schritte zurück und schmiss sich gegen die Tür. Mit lautem
Krachen brach sie auf und Chris trat ein. Er konnte kaum etwas erkennen, alles
war voller dunklem Rauch. Schließlich sah er Sandra, die auf dem Boden in
einer Ecke lag. Chris beugte sich zu ihr runter, schüttelte sie verzweifelt
und rief immer wieder ihren Namen. Sandra war noch gerade bei Bewusstsein,
doch konnte nicht antworten. Vorsichtig nahm Chris sie auf die Arme und
brachte sie raus. Eilig trug er sie ein Stück von der Hütte weg und setzte sie
langsam ab. „Atmen Sandra, tief durchatmen! Na komm schon Mädchen!“ Hustend
versuchte Sandra Luft zu holen. Chris machte sie von ihren Fesseln frei und
klopfte ihren Rücken. „Schön durchatmen.“ Sagte er besorgt mit sanfter Stimme.
Mit halb geöffneten Augen schaute sie zu Christian. Nun wurde ihr wieder
Bewusst, was passiert war. Zitternd fing sie an zu weinen und umklammerte
Christian. Dieser tröstete sie. „Ist alles gut. Du bist in Sicherheit.“ Nun
war auch er erleichtert. Leise flüsterte Sandra: „Danke, Chris! Fasst wäre es
zu spät gewesen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Wenn du nicht
gewesen wärst....dann.....“ Er nickte verständlich. Sandras Augen fielen zu
und sie kippte aus seinen Armen. „Hey,
hey! Sandra?
Wach bleiben, Mensch! Hallo?“
Ängstlich
klopfte er ihre Wangen. Als keine Reaktion kam, sagte er laut: „Scheiße!“, und
nahm Sandra auf die Arme. Dann trug er sie quer durch den Wald, so schnell es
ging. Mehrmals versuchte er sie wach zu kriegen, doch es brachte nichts.
Auf halben Wege, traf er endlich
auf die Polizei und sagte ihnen, dass sie ganz schnell einen Krankenwagen
rufen und Ingo informieren sollen.
Am Auto angekommen legte er
Sandra in eine Decke, dabei bemerkte er auch ihre Schnittwunde am Bein.
Pustend kam Ingo angerannt. „Gott sei Dank hast du sie gefunden! Was ist mit
Sandra? Ist sie bewusstlos?“ Er nickte und wandte sich wieder Sandra zu. Auf
einmal kam sie wieder zu sich. „Da bist du ja wieder! Geht’s?“ „Na ja. Geht
so. Wie hast du mich gefunden?“ Sie redete leise und schwach. „Ich hatte es im
Gefühl. Außerdem war da noch dieser Rauch. Der Krankenwagen kommt gleich.
Sollen wir mitfahren?“ Chris schaute zu Ingo. „Ja, bitte.“ Ingo nahm ihre Hand
und schien wieder entspannter. Er griff zu einer Wasserflasche und hielt sie
Sandra hin. „Trink etwas. Das hilft.“ „Danke Ingo. Ohne euch wäre ich wirklich
verloren gewesen.“ Dankbar schaute sie die beiden an und trank einen großen
Schluck. „Da kommt der Krankenwagen. Soll ich dir helfen?“ „Nee, schaffe ich
schon.“ Chris schaute skeptisch zu Ingo rüber. Sandra schob sich aus dem Auto
und wollte einen Schritt gehen, doch da brach sie plötzlich zusammen.
Christian fing sie reflexartig auf und winkte die Ärzte her.
Sandra wurde auf einer Liege in
den Krankenwagen geschoben und Christian fuhr mit. Ingo nahm sein Auto und
fuhr ihnen hinter her.
Als sie aufwachte war alles um
sie herum weiß. Suchend schaute sie sich um. Mit verschwommenen Bildern
erkannte sie Ingo und Christian, die vor ihr saßen. Sie lächelte erschöpft.
„Sandra, schön das du wieder wach
bist. Wie fühlst du dich?“ Fragte Ingo lächelnd. „Ziemlich müde, aber es geht.
„Die Ärzte sagen, du hast eine kleine Rauchvergiftung, aber zum Glück keine
bleibenden Schäden erlitten. Die Schnittwunde an deinem Bein ist zwar ein
wenig entzündet, doch das wird schnell heilen.“ Ingo klärte sie auf. „Dank
Christian. Ich kam mir wie verloren vor. Das war so schrecklich. Hat die
Polizei die Hassler schon gefunden und festgenommen?“ Chris schaute fragend zu
Ingo, er nickte. Dann räusperte er sich: „Ja, also die Hassler hat Selbstmord
begangen.“ „Oh nein, echt? Das ist ja schlimm.“ Sandra verzog ihr Gesicht.
„Nein, nur feige. Hallo? Die versucht dich erst umzubringen und macht sich aus
dem Staub, ja? Das ist doch nicht mehr....“ Ingo fiel ihm ins Wort und
ermahnte ihn: „Christian? Jetzt ist mal Schluss, Sandra soll sich nicht
aufregen und DU dich auch nicht.“ „Ja, ja Chef.“ Gab Chris nach. Sandra
lächelte. Ingo schaute auf die Uhr. „Ich muss jetzt leider los, tut mir leid,
ich komme nachher noch mal wieder, ja?“ „Ja klar, na los geh´ schon.“ Sandra
zwinkerte ihm zu. Er verabschiedete sich und ging dann. „Weißt du, ich dachte
die ganze Zeit, als ich da eingesperrt war, mich findet eh keiner. Aber du
hast mir das Leben gerettet. Danke noch mal. Ich weiß nicht, wie ich es dir
sagen soll, ich bin dir so unendlich froh, dass du da warst.“ Erzählte Sandra
Christian. „Und weißt du, ich bin auch so unendlich froh, dass du noch am
Leben bist. Denn nicht nur du, wärst ohne mich verloren gewesen, ohne DICH,
wäre ich auch verloren gewesen!“ Lächelnd nahm er ihre linke Hand und schaute
glücklich in ihre Augen. Sie war sprachlos. Ihr wurde wieder einmal klar, dass
sie einfach ein unschlagbares Team sind und auch unschlagbar gute Freunde.
ende
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